Days without men

Ja, aber ein Krieg ohne Sieg bedeutet auch keinen Verlierer. Das mag ich, wenn es um Erotik ohne Mann geht. Da gibt es keine Penetration als Machtspielchen und keinen krönenden Absch(l)uss zur Markierung seines Terrains. (Wenn man mal davon absieht, welchen Spaß man mit dem „Höhepunkt“ des Mannes haben kann….)

Neues eBook „Fremd ficken“: erste Leseprobe

(Leseprobe aus meinem nächsten eBook „Fremd ficken“ – ab Sommer 2015 bei Amazon)

Die drei Typen lachten viel, als ich durch die Hotellobby zum Fahrstuhl gingen, und ich befürchtete für einen Moment, dass der Empfangsmitarbeiter es sich anders überlegen und mir den Schlüssel abnehmen würde. Aber das Hotel war vermutlich genau das gewohnt. Dass eine attraktive Frau Mitte Dreißig mit drei Typen ins Zimmer ging. Für eine Nacht.

Ich hatte die Männer bei secret.de kennen gelernt. Kennen ist vielleicht etwas zu viel gesagt – wir hatten unsere digitale Deckung fallen lassen. Fotos ausgetauscht. Vorlieben mitgeteilt. Scharfe Worte gewechselt. Während ich mit offenen Karten gespielt hatte und alles von mir preisgegeben hatte, was ein Mann wissen wollte, Snapshots von meiner Pussy und meinen Brüsten inklusive, hatten mir die Männer hauptsächlich Schwanzbilder geschickt. Als käme es nur darauf an. Nun, natürlich kam es am Ende nur darauf an, aber das konnte sie ja nicht wirklich ahnen. Immerhin wollte am Ende doch jede Frau erst erobert werden. Von Worten, guten Manieren, Humor und einem gepflegten rasierten Kinn.

Nach mehreren Fehlschlägen hatte ich drei attraktive Männer von Anfang 20 bis Ende 30 ausgewählt, die sich mit mir in einer Bar treffen wollten. Aus ihrem Profil war hervorgegangen, dass sie nicht nur auf alle sexuellen Spielarten standen, die ich bei Männern ohnehin voraussetzte, sondern dass sie auch einem Gangbang nicht abgeneigt waren.  Wie gesagt – ich spielte mit offenen Karten. Nur den Zeitpunkt hatte ich noch nicht gefunden. Den richtigen. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob es dafür überhaupt einen richtigen Zeitpunkt gab, oder ob jeder Moment der falsche sein würde. Ein Moment, an dem nichts, was danach kam, umkehrbar sein würde. Im Guten wie im Schlechten.

Als mein Mann ankündigte, er müsse für drei Tage auf Dienstreise gehen, begannen erst meine Hände zu zittern und dann mein Zwerchfell. Eine Erschütterung, die sich bis in meinen Bauch und meine Pussy fortpflanzte. Und noch während ich mir überlegte, wo ich meine Tochter parken würde und ob sie Lust hätte, mal wieder bei ihrer besten Freundin zu übernachten, hatte ich in Gedanken bereits an der E-Mail an die drei Männer geschrieben.

Wir betraten den Fahrstuhl und ich drückte auf den Knopf für die vierte Etage. Mick, so nannte sich der eine der drei, der älteste mit einem fein ausrasierten Dreitagebart, Jeans und einem bedruckten T-Shirt, griff mir von hinten zwischen die Beine. „Jetzt wird es lustig“, flüsterte er. Ich streckte den Po nach hinten und kicherte. Der Sekt aus der Bar war mir zu Kopf gestiegen, aber auf eine leichte, irritierend beschwingte Art.

Die drei Typen waren nacheinander in die Bar gekommen und hatten keine Probleme gehabt, mich zu erkennen. Sie hatten Fotos von mir gesehen, auf denen ich meine schwarzen Haare offen getragen hatte. Auf den Fotos hatte ich meistens nichts oder nur wenig angehabt, also hatte ich ihnen geschrieben, sie sollten sich zum Foto noch ein enges, hellblaues Oberteil und eine Jeans denken.

Ich hatte sie für 18:00 Uhr bestellt und war bereits um 17:30 Uhr in der Bar gewesen, um mir die zeit zu geben, noch zu verschwinden. Die Sache abzublasen. Aber je bänger ich wartete und um so mehr Prosecco ich aus Nervosität trank, um so intensiver malte ich mir aus, was in dem Hotelzimmer passieren würde. Nach und nach trafen sie ein. Erst der großspurig auftretende und beinahe etwas zu laute Mick, dann der etwas schüchterne Daniel und schließlich Ramon, ein Mann mit spanischer Mutter und einer Haut wie aus einer Werbung für Rasierschaum. Wir begrüßten uns mit Küsschen wie alte Bekannte, und ich erwartete, dass mir jeder der drei Typen noch in der Bar an die Wäsche gehen wollte, doch alle benahmen sich.

Vielleicht ahnten sie, dass ich es ernst meinte, und vielleicht waren sie auch nur verblüfft, dass genau die Frau vor ihnen stand, die sich bei secret.de an sie herangemacht hatte wie eine Nonne, die nach 10 Jahren ihren Abschied aus dem Kloster feierte. Vor ihnen stand keine aufgedunsene Verwaltungsfachangestellte, die ihnen gestand, bei den Fotos etwas gemogelt zu haben. Und es stand auch kein Filmteam von RTL vor ihnen, das gestand, eine Reportage  über Männer, die fremdgingen, drehen zu wollen. Wir tranken etwa eine halbe Stunde lang ein Getränk, dann zahlte Mick die Rechnung und wir waren alle in das Motel One um die Ecke gegangen, in dem ich unter falschem Namen ein Zimmer reserviert hatte.

Micks Hand glit von hinten über die Naht im Schritt meiern Jeans und spätestens jetzt wusste ich wieder, was ich von ihnen wollte. Einmal, zweimal, die ganze Nacht, bis ich nicht mehr sitzen konnte, bis ich drei Tage lang Hautcreme auf die wundgescheuerten Körperpartien reiben musste, damit mein Mann bei seiner Rückkehr nicht misstrauisch wurde. Der Aufzug schwankte. Ramon legte eine Hand auf meine linke Brust und knetete sie. grob. Ungestüm. Daniel lächelte unsicher. Er hatte von allen dreien am wenigsten gesagt. Geschrieben hatte er dafür um so mehr. Er hatte die heißesten Mails verfasst und mir genau geschrieben, was er mit mir und den anderen Männern im Hotelzimmer anstellen würde. Ich hoffte inständig, dass er auch in der Lage sein würde, diese Versprechen zu halten. Zu viele Männer hatte ich kennen gelernt, deren Fantasie bei Kontakt mit der Wirklichkeit in sich zusammengefallen war.

Der Aufzug hielt. Die Türen öffneten sich. Wir hatten Zimmer 413. Meine Knie zitterten.

(Fortsetzung folgt)